Pilates - früher bei Schönen und Reichen aus Hollywood beliebt - ist seit längerem auch bei der breiten Bevölkerung angekommen. «Es ist ein Ganzkörpertraining, bei dem vor allem die innere Muskulatur gestärkt wird. Diese Stärkung sorgt für eine Stabilisierung der Körpermitte, was wiederum unsere Haltung verbessert», erklärt Ursula Eugster. Als Kursleiterin im Sportzentrum betreut sie jede Woche mehrere Gruppen von bis zu zwölf Personen. Der Fokus liege darauf, tiefere Muskelschichten wie beispielsweise an der Wirbelsäule oder im Bauch zu trainieren. «Diese werden gezielt durch bestimmte Techniken angesteuert. Im Pilates werden die Bewegungen langsam und präzise ausgeführt, damit wir wirklich auch diese tiefgelegenen Muskeln erreichen. Eine Position zu halten, erfordert mehr Kraft und Stabilität als schnell ausgeführte Bewegungen.»

Ankommen, atmen, arbeiten
Eine zentrale Rolle nimmt im Pilates das Becken ein. «Bei grosser Belastung neigen wir dazu, es einzukippen und die einwirkenden Kräfte dadurch zu stemmen», sagt Ursula Eugster. «Aber genau diese verkümmerte Haltung wollen wir nicht. Beim Pilates wollen wir den Körper strecken und die Kraft aus den tiefen Muskeln heraus stärken, um eben dieses Einkippen des Beckens zu verhindern.» Die Kursleiterin beschreibt die Sportart als ein konzentriertes Arbeiten mit klarem Fokus, weil die tiefe Muskulatur nur durch präzise Bewegungen gereizt wird. «Auch die Atmung spielt eine wichtige Rolle, weil wir beim Einatmen durch die Nase unseren Körper strecken und den Brustkorb öffnen – und bei der Ausatmung durch den Mund die Übungen ausführen. Das führt zu einem Fluss in den Bewegungen, der sehr entspannend ist.»

In ihren Lektionen folgt Ursula Eugster einem gewissen Rhythmus. «Ich beginne oft mit Übungen auf der Matte am Boden, damit die Menschen ankommen. Sie sollen ganz bei sich selbst sein und sich auf ihre Haltung fokussieren können. Danach steuere ich die Aufmerksamkeit auf die Atmung. Wichtig ist es, in den Brustkorb zu atmen, damit wir die zu stärkende Körpermitte frei haben.» Erst wenn die Aufmerksamkeit voll und ganz auf dem eigenen Körperbewusstsein liege, starte sie mit den Übungen. «Eine Lektion muss einen Fluss haben – vom Ankommen über die Atmung bis zu den Übungen.» Die langsamen und von der Leiterin präzise vorgegebenen Bewegungen haben den Vorteil, dass die Kursteilnehmenden deren Intensität selbst steuern können. «Und weil jeder für sich arbeitet, können junge und ältere Menschen denselben Kurs besuchen.»

Ganzheitliches Training
Ursula Eugster bezeichnet Pilates als «ein Modellieren des Körpers», das sie durch ihre Anweisungen bewerkstellige. «Viele sagen mir, diese Art des Trainings sei für sie sehr entspannend, weil sie sich auf mich fokussieren und meine Ansagen in Bewegungen umsetzen können.» Dadurch seien die Kursteilnehmenden eine Stunde ganz bei sich und arbeiteten tief in die Muskulatur hinein. «Dadurch lernen sie ihren eigenen Körper besser kennen, weil sie plötzlich verstehen und merken, wie sich ihre Haltung durch die Kräftigung dieser inneren Muskeln verbessert.»

Pilates lohnt sich dank der Kräftigung der tiefen Muskeln und die verbesserte Stabilität auch für Leistungssportlerinnen und -sportler. «Wenn jemand einen Marathon laufen will, kann er seine Ausdauer noch so trainieren – wenn zum Beispiel eine Fehlstellung vorhanden oder die Rumpfmuskulatur zu wenig gestärkt ist, erzielt man irgendwann keine Fortschritte mehr» erklärt Beat Hefti, Leiter Kurswesen des Sportzentrums und Goldmedaillengewinner im Bob an den Olympischen Spielen. «Ich empfehle daher ambitionierten Sportlern immer wieder, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und den Körper ganzheitlich zu trainieren – und dafür eignet sich Pilates perfekt.»