«Kameradschaft ist das beste Löschwasser»
Wer sich mit Joe Gwerder über die Feuerwehr unterhält, merkt schnell, dass viel Leidenschaft und Herz im Spiel sind. «Ich weiss noch, als ich zum ersten Mal bei der Feuerwehr Herisau aufgetaucht bin. Damals zog ich aus Zürich hierher, fuhr mit dem Töff vor und trug noch lange Haare. Da musste ich bei den Alteingesessenen zunächst untendurch und Schläuche herumtragen.» Über 20 Jahre später ist nicht nur die Haarpracht gewichen und Gwerder seit knapp zwei Jahren Präsident des örtlichen Feuerwehrvereins, er ist auch einer von zwei Gemeindeangestellten, die das Feuerwehrdepot im Werkhof auf Trab halten. «Als Gerätewart kümmere ich mich beispielsweise um Hydranten, gebe Weiterbildungskurse und schaue, dass sämtliches Gerät wie Atemschutzmasken, Hebekissen, Leitern oder Schläuche immer einsatzbereit ist», erklärt Gwerder. «Mein Arbeitskollege und Vorgesetzte Peter Bruderer hingegen verantwortet als Materialverwalter und gelernter Mechaniker unter anderem die Fahrzeuge und den administrativen Bereich.»
Ein Stützpunkt für die Region
Der Feuerschutz untersteht in der Gemeinde den Technischen Diensten. «Grundsätzlich gibt es alle zwei Wochen einen Rapport zwischen uns und der Feuerwehr», erklärt Abteilungsleiter Beni Geel. «Durch diese offene Kommunikation zwischen der Gemeinde, den beiden Mitarbeitern des Depots und dem Kommandanten der Feuerwehr können wir Probleme frühzeitig erkennen und Lösungen erarbeiten. Wenn in diesem kleinen Rahmen beispielsweise die Beschaffung eines neues Fahrzeugs thematisiert wird, kann ich aus Sicht der Gemeinde abschätzen, ob wir den finanziellen Spielraum haben und mit dem Anliegen an die Feuerschutzkommission herantreten.»
Der Feuerwehr in Herisau kommt in Appenzell Ausserrhoden eine besondere Rolle zu. «Mit zwölf Einsatzfahrzeugen und über 100 Mitgliedern dienen wir als Stützpunktfeuerwehr für das ganze Appenzeller Hinterland», so Joe Gwerder. «Dadurch vergrössert sich unser Einsatzgebiet, und wir übernehmen eine wichtige Funktion in der Aus- und Weiterbildung.»
Das Ausrücken bei Bränden über die eigenen Gemeindegrenzen hinaus nimmt nur einen kleinen Teil der Aufgaben ein. «Wir stehen unter anderem auch im Einsatz, wenn Menschen oder Tiere gerettet werden müssen – beispielsweise, wenn eine Person bei einem Verkehrsunfall in einem Fahrzeug eingeklemmt ist.» Auch die regelmässigen Feuerwehrübungen prägen den Alltag von Joe Gwerder. «Wir stellen Material zur Verfügung, kontrollieren es nach der Rückgabe und setzen es wieder instand». Dass sämtliches Einsatzgerät stets für den Ernstfall bereit ist, sei zentral für die Sicherheit der Gemeinde. «Der Feuerschutz ist ein ständiger politischer Auftrag, der erfüllt werden muss», sagt Beni Geel. «Deshalb ist es auch der Gemeinderat, der den Kommandanten der Feuerwehr ernennt.»
Die Faszination der Feuerbekämpfung
Die Einsätze der Feuerwehr können im Ernstfall Menschenleben rettet. «Du wirst mit unplanbaren Situationen konfrontiert, in denen du wichtige Entscheidungen treffen musst», erklärt Joe Gwerder. «Gerade bei einem Grossbrand geht es darum, möglichst schnell zum Ziel zu kommen – weil dir bei einem Feuer naturgemäss oftmals sehr wenig Zeit bleibt.» In jüngeren Jahren habe die Feuerbekämpfung eine stärkere Faszination auf ihn ausgeübt. «Mittlerweile interessiere ich mich mehr für Bereiche wie die technische Hilfeleistung bei Arbeitsunfällen, Strassenrettungen oder Sturmschäden. Das Schöne an der Feuerwehr ist, dass man nie auslernt, sich immer weiterbildet und sich dadurch neue Felder auftun, die einen begeistern.»
Was ihn aber über all die Jahre bei der Feuerwehr gehalten habe, sei die Atmosphäre innerhalb der Organisation. «Ich sage immer: Kameradschaft ist das beste Löschwasser. Ich höre oft von Menschen, die in Vereinen sind und diese Zusammengehörigkeit loben. Aber irgendwie verbindet es dich auf andere, tiefere Art und Weise, wenn du gemeinsam eine Gefahrensituation wie einen Grossbrand meisterst. Deshalb ist die Feuerwehr etwas ganz Besonderes.»
Auch in der heutigen Zeit fände sich immer noch ausreichend Nachwuchs für die Feuerwehr Herisau. «Dank unseres grossen Einsatzgebietes können wir unseren Mitgliedern wirklich noch spannende und herausfordernde Einsätze garantieren», so Joe Gwerder. «Natürlich rücken wir auch bei kleineren Fällen wie Ölspuren auf der Fahrbahn oder brennenden Abfalleimern aus. Aber alle gehen zur Feuerwehr, weil sie helfen wollen und den Nervenkitzel suchen. Und in Herisau rufen wir doch jedes Jahr mehrmals eine der höheren Alarmstufen aus. Da rücken wir in erhöhter oder sogar in voller Besatzung aus. Das sind die Augenblicke, für die du lebst.» Die Feuerwehr bezeichnet Gwerder als einen Ort für alle. «Bei uns bekommt jeder eine Chance. Wer etwas erreichen will und mit viel Einsatz dabei ist, kann sich bis zum Kommandant hocharbeiten. Es gibt nicht viele Bereiche im Leben, in denen der Weg nach oben so durchlässig ist.»
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