Mit Stethoskop und Steigeisen im Einsatz
«Das Händedesinfizieren ist unser Alltag», sagte Sabrina Widler, Bildungsverantwortliche Pflege bei der Stiftung «Leben im Alter». Sie zeigte einer Gruppe von Jugendlichen das korrekte Vorgehen. Im Heinrichsbad liessen sich diese in den Beruf «Fachmann/-frau Gesundheit EFZ» einführen. Die Schülerinnen und Schüler zogen zum Beispiel Spezialbrillen mit eingeschränkter Sicht an, um das entsprechende Gefühl zu simulieren. Oder sie übten die Unterstützung beim Wechsel vom Rollstuhl auf einen Sessel und hörten Töne mit dem Stethoskop. Ein kleiner Dessert stand zum Abschluss des Besuchs bereit. Diesen hatte jene Gruppe zubereitet, die gleichzeitig im Beruf «Koch/Köchin» geschnuppert hatte.
150 Jugendliche unterwegs
Rund 150 Jugendliche des zweiten Sekundarschul-Jahrgangs waren so vor vier Wochen bei Betrieben unterwegs; sie suchten zwei oder drei Firmen auf. Eine Gruppe tauchte an der Schlossstrasse in die Welt eines «Netzelektrikers/-in EFZ» ein. Ein Schüler schnallte sich auf dem Gelände des Stromversorgers SAK an einen Übungsmast und kletterte anderthalb Meter hoch. «Herunterkommen ist schwieriger», meinte er. Jascha Kretz, Lernender bei der SAK im zweiten Jahr, leitete ihn an. Mit Ralph Strassmann, Praxisbildner bei der SAK, gewannen die Jugendlichen auch erste Erfahrungen beim Abisolieren von Kabeln und beim Anbringen von Pressverbindungen.
Die Eindrücke trugen die Sekundarschülerinnen und Sekundarschüler in einer Dokumentation zusammen, die in die Weiterarbeit im Fach «Berufliche Orientierung» einfliesst. Ein bedeutender nächster Schritt steht im Februar mit der Berufswahlwoche auf dem Programm.
«Erkenntnisse einfliessen lassen»
Seit über zehn Jahren beteiligt sich Huber+Suhner an der Firmenrallye. 73 Jugendliche waren diesmal zu Gast. Pro Lehrjahr bildet die Firma in Herisau zwischen 14 und 17 Lernende in neun Berufen aus. Claudia Stern ist Leiterin Berufsbildung bei Huber+Suhner.
Welche Erfahrungen machen Sie mit der Firmenrallye?
Claudia Stern: «Sehr gute. Einige Bewerbungen kommen jeweils wohl daraus zustande. Viele Schülerinnen und Schüler sehen sonst die Firma nur von der Strasse her. Es ist wichtig, das Unternehmen hinter den Türen vorzustellen und die beruflichen Möglichkeiten zu zeigen. Wir wollen in dieser anspruchsvollen Phase Hilfe geben, Kontakte zu jungen Leuten schaffen und die Vielfalt der Berufe und der Materie aufzeigen. Ein Anlagenführer in unserer Firma beschäftigt sich mit Kabeln, ein Anlagenführer in einem anderen Betrieb vielleicht mit Guetzli. Die Schülerinnen und Schüler sollen etwas praktisch umsetzen dürfen, damit sie ihre Erkenntnisse in die Berufswahl einfliessen lassen können.»
Wie finden Sie Lernende?
«Der erste Schritt in die Lehre ist die Schnupperlehre im Unternehmen. Diese ist für alle wichtig, weil es um das Arbeitsklima, die Räumlichkeiten, das Umfeld usw. geht. Nebst der Firmenrallye entstehen Kontakte zum Beispiel an der Tischmesse und an der Ostschweizer Bildungsausstellung. Oft kommen Schulklassen zu Besuch. Auch der Zukunftstag gibt Einblicke in unsere Firma. Wir nützen Bildungsportale wie ‹Yousty› oder Angebote unter dem Dach von ‹Faszination Technik›.»
Welche Entwicklungen stellen Sie in der Berufsbildung fest?
«Manche Berufsbilder verändern sich, neue kommen dazu. Die Vielfalt an Berufen ist riesig. Aber es gibt eine Verlagerung: Der Anteil der jungen Leute, die einen handwerklichen Beruf ausüben wollen, wird kleiner. Es findet eine Verschiebung Richtung weiterführende Schulen und akademisch-wissenschaftliche Tätigkeiten statt.»
Zugehörige Objekte
Name | |||
---|---|---|---|
Unsere Gemeinde Dezember 2024 (PDF, 3.52 MB) | Download | 0 | Unsere Gemeinde Dezember 2024 |