Von Marco Odermatt zum Glücksfall Herisau

8. Januar 2025

Als dieser Text entsteht, hat gerade ein Schweizer sein erstes Ski-Weltcuprennen gewonnen. Ein anderer, eigentlich ein Siegfahrer, ist erneut ausgeschieden. Das Teufelchen in mir sagt: So ein Mist, normalerweise hätte das einen Doppelsieg gegeben, und zwei andere Fahrer waren auch noch schlecht. Mit dem Team geht es bachab.

Das Engelchen in mir sagt: So eine Freude, ein erster Weltcup-Sieg, und zwei weitere Fahrer in den Punkterängen. Wenn das Team so weitermacht, wird es noch besser.

Manche von Ihnen, liebe Einwohnerinnen und Einwohner, kennen diese Situation aus eigener Erfahrung. Man denkt über eine Sache nach, die positive und negative Seiten hat, und weiss nicht so recht: Soll ich auf das Engelchen hören oder auf das, was das Teufelchen mir einflüstert?

Mir geht es oft so, wenn ich über unsere Gemeinde, über Herisau nachdenke. Manches läuft nicht rund, manches würde ich gern anders machen dürfen, ich oder meine Mitarbeitenden machen Fehler, manches dauert länger, als mir lieb ist – es ist manchmal zum Haareraufen. 

Dann aber wieder denke ich: Herisau macht sich. Dort ist etwas Neues, Schönes entstanden, hier engagieren sich Menschen für eine gute Sache persönlich und in Vereinen – was für ein Glück, hier zu wohnen, was für ein Glück, mit vielen diskreten und bekannten Schafferinnen und Schaffern etwas in Herisau zu bewegen.

Fürs neue Jahr wünsche ich Ihnen, geschätzte Einwohnerinnen und Einwohner, dass möglichst oft das Engelchen siegt und Sie das Gute an sich, an Mitmenschen, an Herisau und an der Welt sehen können. Das bedeutet nicht, das Teufelchen zu ignorieren, denn wenn ein Skifahrer zweimal hintereinander ausfällt, muss er etwas ändern. Aber zweimal hintereinander auszuscheiden bedeutet nicht, dass er auf einmal ein schlechter Skifahrer ist und seine Trainer Nieten sind. Sondern es bedeutet, dass er an den Schwachpunkten arbeiten muss, um das Gute wieder zum Vorschein zu bringen. Wer das Gute sieht, hat die Energie, das Bessere zu erreichen.

Der Entscheid, ob man auf das Engelchen oder auf das Teufelchen hört, fällt nicht immer gleich aus. Je nach Tagesform oder Thema ist das Glas entweder halb voll oder halb leer. Ich wünsche Ihnen, liebe Einwohnerinnen und Einwohner, dass das Glas für Sie im Neuen Jahr möglichst oft halb (oder ganz) voll ist. Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich und Herisau als Glücksfall erleben.

Herzlich, Ihr Gemeindepräsident Max Eugster
 

Gemeindepräsident Max Eugster vor einer Winterlaterne: An ihr vorbeizugehen, ist ein kleiner Glücksmoment.
Gemeindepräsident Max Eugster vor einer Winterlaterne: An ihr vorbeizugehen, ist ein kleiner Glücksmoment.

Zugehörige Objekte

Name
Unsere Gemeinde Januar 2025 (PDF, 831.09 kB) Download 0 Unsere Gemeinde Januar 2025