Dies ist ihre neue Heimat in der Müli
Seit Oktober 2024 gehen die rund 40 Kinder im neuen Doppelkindergarten Müli ein und aus. «Sie fühlen sich sichtlich wohl», sagt Carol van Willigen. Sie ist in der Herisauer Schulleitung für die Schuleinheit Müli verantwortlich. Zuvor waren die Kinder in einem weissen und roten Pavillon untergebracht. Diese stammten aus den Jahren 1964 sowie 1985 und mussten ersetzt werden. Für den Ersatz sprach der Gemeinderat einen gebundenen Verpflichtungskredit über 2,27 Millionen Franken. Im Mai 2023 erfolgte der Baubeginn für den neuen Kindergarten, der südöstlich an das bestehende Schulhaus Müli angebaut und somit in die Schulanlage integriert wurde. Die letzten Einbauten im Innern betrafen zum Beispiel Pinnwände und Verdunkelungselemente. Die Fertigstellung der Umgebung ist witterungsbedingt für den Frühling geplant.
Um 90 Grad gedreht
Während der Herbstferien 2024 erfolgte der Umzug aus den Pavillons in den neuen Kindergarten. Einiges Mobiliar wurde mitgenommen, anderes neu angeschafft. Punkto Einrichtung sei die Herangehensweise verschieden gewesen, erzählt van Willigen. Die eine Kindergärtnerin habe Unterstützung durch eine Fachperson gehabt, die auf das Einrichten von Kindergärten spezialisiert sei; die andere habe die Möblierung im Miniformat auf den Zeichnungen geplant. Die Grundrisse der Räume sind praktisch identisch, die Ausgestaltung unterscheidet sich aber deutlich. Zwei Besonderheiten des Projekts seien erwähnt: Der erste Kindergarten ist im Sockelgeschoss untergebracht, über diesem befindet sich der zweite in einem um 90 Grad gedrehten Obergeschoss. Zudem haben die beiden Kindergärten zwar separate Eingänge, aber sie sind im Innern verbunden. Dies würden die Kindergärtnerinnen sehr schätzen, sagt die Schulleiterin. Die Durchlässigkeit werde im Alltag genutzt. Die Öffentlichkeit hat anlässlich der offiziellen Einweihung vom 15. März Gelegenheit, den Kindergarten zu besichtigen (siehe Interview weiter unten).
Anspruchsvolle Bauphase
Auch Hansruedi Ehrbar, Fachspezialist Bauten und Projekte bei der Gemeinde Herisau, blickt zufrieden zurück. Die rund eineinhalbjährige Bauzeit sei unfallfrei verlaufen. Der Betrieb in den Kindergarten-Pavillons und im Schulhaus wurde stets aufrecht erhalten. Der Sicherheit wurde besonderes Augenmerk gewidmet. Diesbezüglich habe alles sehr gut geklappt, ergänzt Ehrbar. «Ein Kompliment gilt es auch den Lehrpersonen und Schulkindern auszusprechen, die mit einigen baustellenbedingten Einschränkungen fertig werden mussten.» Die Bauphase sei anspruchsvoll gewesen. «Die hohen Qualitätsanforderungen an das Sichtbetonbauwerk erforderten über den Winter entsprechend Geduld und Zeit. Zudem musste das Bauwerk aufgrund der überdurchschnittlich langen Regenperiode im Jahr 2024 ausreichend austrocknen.»
In weiteren Schuleinheiten sind bauliche Massnahmen in Planung. Das ehemalige Postgebäude im Schachen, das sich in unmittelbarer Nähe des Schulhauses Moos befindet, wird für schulische Nutzung vorbereitet. Zudem werden in der Rosenau räumliche Anpassungen im «Hertler-Haus» für den Schulbetrieb nutzbar gemacht.
Offizielle Einweihung am 15. März
Die Gemeinde und die Schule Herisau laden die Bevölkerung zur offiziellen Einweihung des Kindergartens auf Samstag, 15. März, ein. Der Einweihungsmorgen startet um 9 Uhr, der offizielle Teil beginnt um 9.30 Uhr. Ab 10 Uhr besteht die Möglichkeit, den Kindergarten zu besichtigen. Vertreter der Schule, des Architekturbüros und des Hochbauamtes werden vor Ort sein, um Fragen zu beantworten. Der Schluss des Anlasses ist auf 11 Uhr festgelegt. Es stehen keine Parkplätze zur Verfügung.
«Eine spannende Knobelaufgabe»
Der St.Galler Architekt Daniel Cavelti und sein Team beschäftigten sich seit 2014 mit dem Thema Müli-Kindergarten. Im Laufe der Zeit stand fest, dass ein einfacher Kindergarten den Bedürfnissen nicht gerecht werden würde. Daniel Cavelti gibt im Interview über das Projekt «Doppelkindergarten» Auskunft.
Bestehen für einen Architekten in der Planung eines Kindergartens besondere Herausforderungen?
Jedes Projekt besitzt Eigenheiten. Hier galt es in die Welt der Kinder einzutauchen. Die Kinder bewegen sich ja von zuhause weg; da ist ihr Wohlbefinden wichtig.
Wie haben Sie die Zeit erlebt, in der Sie sich mit der Planung und der Ausführung «Müli» beschäftigt haben?
Die ersten Gedanken machten wir uns im Jahr 2014, als wir im Auftrag der Gemeinde eine Studie für eine Erweiterung mit nur einem Kindergarten machen durften. In der Folge gab es zwei Schritte, die beide sehr professionell und angenehm verliefen: Erstens die Kopfarbeit, die Entwicklung; zweitens die Ausführung, die Materialisierung.
Ein Architekt kann sich ja mit einem Bauwerk nicht einfach selbst verwirklichen, weil auch an die Nutzer und Nutzerinnen gedacht werden muss. Wie leicht fällt es, eine Art Mittelweg zu finden?
Wir haben immer zuerst das Ziel, die Bedürfnisse der Nutzenden räumlich zu ordnen und nachher in einen Zusammenhang zu stellen. Danach entwickeln wir die baulichen Strukturen, um die Räume zu definieren. Es ist uns wichtig, überzeugende Architektur zu leisten, sie muss aber immer nutzerbasiert sein.
Wie oft steht ein Architekt selber auf dem Bauplatz? Und in welcher Funktion tun Sie das - beratend, kontrollierend, entscheidend?
Ich spreche da eher von Coaching, während des ganzen Prozesses. Und ich bin nie allein. Schon in der Planungsphase wirkt nebst unserem Team eine ganze Reihe von Fachleuten mit. Auch auf dem Bauplatz gilt es, gemeinsam das Ziel vor Augen zu halten. Dort können es bis zu 100 Leute sein, die beteiligt sind. Konkret hielt sich beim Müli-Projekt einmal pro Woche eine Person aus unserem Architekten-Team auf dem Bauplatz auf.
Sie konnten den Kindergarten nicht auf einem freien Grundstück planen; es handelt sich um einen Anbau ans Schulhaus. Was war bei dieser Vorgabe grösser: der Reiz oder die Schwierigkeit?
Grundsätzlich hat ein Architekt immer feste Rahmenbedingungen, an denen er sich zu orientieren hat. Es gibt immer Vorgaben, die zum Teil komplex sind. Hier war es unter anderen das bestehende Schulhausgebäude. Da galt es immer das «Schlusspaket» im Auge zu haben. Es war in der Müli eine spannende Knobelaufgabe.
Sind Sie zufrieden mit dem Ergebnis des Baus?
Ja, ich habe grosse Freude. Dies soll so sein. Andernfalls wäre im Prozess, den ich mitzuverantworten habe, etwas falsch gelaufen. Ich finde die Räume der Kindergärten kindergerecht, nahbar, charmant.
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