Selbstständig und sicher über die Strasse

2. Oktober 2024
Ein Eichhörnchen ist bei den «Schmetterlingen» und den «Raupen» vom Kindergarten Langelen auf Besuch: In der Verkehrsprävention setzt die Ausserrhoder Kantonspolizei für die Jüngsten ein neues Programm ein. 

Das Plüsch-Eichhörnchen heisst Aiko, es trägt einen orange-leuchtenden Streifen. «Aiko ist mit einer Eule unterwegs. Auf der anderen Strassenseite sehen sie einen Hasen», erzählt Nadja Dietrich im Kindergarten Langelen. Sie ist Ausserrhoder Polizeibeamtin und hat in ihrer Ausbildung zur Verkehrs- und Sicherheitsinstruktorin dieses Präventionsprogramm und -material für ihre Diplomarbeit entwickelt. Es wird seit dem Sommer 2024 im ganzen Kanton auf der Kindergartenstufe eingesetzt.

«Die Eule kann fliegen. Aber was macht Aiko?» Die «Schmetterlinge» (die Älteren in der Klasse von Doris Longo) wissen noch vom vergangenen Jahr, worauf es beim Überqueren der Strasse ankommt. «Warten, in beide Richtungen schauen, hören, laufen», heisst die Reihenfolge. Die Kinder zählen auf, womit gerechnet werden muss: Autos, Velos, Lastwagen, Traktoren, Krankenwagen … und Polizeiautos. Nadja Dietrich zeigt Bilder, bevor sie auf dem Boden einen Fussgängerstreifen ausrollt. Auch die «Raupen» (die jüngeren Kinder) üben dort den Ablauf.

Zuerst zu zweit, dann allein
Nun geht es ins Freie. Nadja Dietrich markiert an der Alpsteinstrasse mit einer Kreide den von der Strasse entfernteren Trottoirbereich, den die Kinder jeweils benützen sollen. Sie repetiert die Abläufe. Im ersten Durchgang platzieren sich die Knaben und Mädchen zu zweit am Strassenrand. Nadja Dietrich hält sich hinter den Kindern auf. Diese schauen nach links und rechts. Sie warten am Fussgängerstreifen, bis die Räder der Fahrzeuge aus beiden Richtungen stillstehen. «Super!», ruft die Verkehrsinstruktorin. Den Rückweg über die Strasse legen die Kinder allein zurück. Manchen ist der Stolz anzumerken. Nadja Dietrich lobt die Klasse. «Aiko freut sich über euch. Es ist wichtig, dass ihr die Strasse immer so überquert.» Zum Abschluss beantwortet sie im Kindergarten Fragen zum Polizeiberuf. Natürlich wecken das Polizeifahrzeug, die Handschellen oder das Funkgerät Interesse. Und die Instruktorin verteilt Malbüchlein zum Thema Schulweg sowie Schlüsselanhänger.

Fast 250 Primarklassen werden besucht
Roger Bruderer steht im achten Jahr als Leiter der Verkehrs­instruktion der Ausserrhoder Kantonspolizei. «Als ich noch auf dem Posten in Teufen gearbeitet habe, hat mir die Arbeit mit den Kindergartenkindern schon Freude gemacht. Dass dich Menschen anstrahlen, passiert dir als Polizist nicht allzu oft.» Deshalb habe er gerne die Leitung der Verkehrsinstruktion übernommen. Sie macht den weitaus grössten Teil seiner Anstellung aus. Im Kindergarten erfolgt die Schulung durch Polizeibeamte aus Heiden, Teufen und Herisau, während Bruderer jährlich die fast 250 1. bis 6. Klassen besucht. Schwerpunkte sind unter anderem Fussgängerregeln, fahrzeugähnliche Geräte, Verkehrstafeln, Linksabbiegen, Vortrittsregel, toter Winkel, allgemeine Regeln, Veloprüfung. Bruderer lobt die Zusammenarbeit mit den Schulen. Die Lehrpersonen würden ihm mit Wohlwollen begegnen. 

Vorbildwirkung der Erwachsenen 
Teilt er die Einschätzung, dass Kinder immer weniger gut Velo fahren können? «Nein.» Vielleicht würden es gewisse Schülerinnen und Schüler in grösseren Ortschaften nicht mehr so früh lernen, weil sie den (kurzen) Schulweg zu Fuss zurücklegen. «In kleineren Orten sind Schulwege eher länger, da fahren sie früher mit dem Velo.» Ein grosses Anliegen ist es ihm, dass sich Erwachsene ihrer Vorbildwirkung noch mehr bewusst werden und diese Verantwortung auch wahrnehmen. Während einer Instruktion im Freien seien einmal zwei Personen wenige Meter neben dem Fussgängerstreifen über die Strasse spaziert. «In der Veloschulung sage ich beim Stoppsignal, die Kinder sollen den Fuss abstellen und auf drei zählen. Gleichzeitig sehen wir leider immer wieder Erwachsene, die ohne Anhalten durchfahren.»
 

Zwei Kindergartenkinder überqueren die Alpsteinstrasse – angeleitet und beobachtet von Nadja Dietrich.
Zwei Kindergartenkinder überqueren die Alpsteinstrasse – angeleitet und beobachtet von Nadja Dietrich.

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